Gerade in der IT-Branche ist das eine gute und wichtige Frage. Sie lässt sogar die Grundsatzfrage aufkommen, ob angesichts des schnellen technologischen Wandels eine Strategie überhaupt angebracht ist, oder ob Strategien von heute nicht bereits morgen veraltet sind? Um es gleich vorweg zu nehmen. Die erfolgreiche Verarbeitung und Integration der Tech-Trends kann nur mit Hilfe einer vorgängig entwickelten und gelebten Unternehmensstrategie sinnvoll bewerkstelligt werden.
Wie wird vorgegangen?
Wie kommen wir von der Summe der aktuellen Technologie-Trends zu den notwendigen Veränderungen in unserer Strategie? Dazu bieten sich grob drei Schritte an:
- Identifizieren Sie die aktuellen Tech-Trends: Neben den Trends, die Sie ohnehin schon aus der Fachpresse kennen, verschaffen Sie sich über Gartner, Deloitte und Co. einen regelmässigen Überblick. Die Research-Unternehmen listen aber nicht bloss Trends auf, sie qualifizieren sie auch und bringen sie in eine Reihenfolge. Hier finden Sie beispielsweise die 10 Technologie-Trends für 2012 von Gartner.
- Filtern Sie die Trends auf Ihre Relevanz: Nur ein kleiner Teil der von den Research-Unternehmen identifizierten Trends hat auf Ihre Unternehmensstrategie überhaupt einen Einfluss. Es sind nämlich nur die Trends, welche einen Nutzeneffekt für Ihre Kunden haben können. Oder anders gesagt, nicht alles, was in der IT neu ist, birgt auch automatisch einen Vorteil für Ihre Kunden. So meinte kürzlich der CIO von Hilti anlässlich der HP Invent in Baden trocken, «nicht alles, was HP an Innovationen bringt, sind automatisch auch Innovationen für unsere IT und unser Geschäft. Nur, was unseren Kunden hilft, ihr Geschäft besser, schneller oder kostengünstiger zu erledigen, hat auch bei uns Innovationscharakter».
Wie wissen Sie, welche Trends für Ihre Kunden einen Vorteil haben können? Durch Kundennähe! Das heisst, durch intensive Auseinandersetzung mit dem Geschäft Ihrer Kunden, ihren Engpässen, Problemen und Herausforderungen. Dazu genügt aber nicht Ihre eigene Sicht der Dinge, sondern Sie müssen zwingend auch regelmässig mit Ihren Kunden sprechen und ihnen auf den Zahn fühlen (Vgl. dazu auch den Beitrag „Mit den Augen des Kunden sehen“). - Bauen Sie die Ergebnisse in Ihre Strategie ein: Bauen Sie anschliessend die so auf Relevanz geprüften Trends in Ihre Strategie mit ein. Entwickeln Sie neue bzw. veränderte Problemlösungen und passen Sie Ihr Geschäftsmodell entsprechend an. Der Strategie-Navigator bietet dafür Struktur und Raum.
Können Technologie-Trends meine Strategie komplett über den Haufen werfen?
Das sollte eigentlich nicht geschehen. Wenn doch, dann liegt es daran,…
…dass Ihre Wahrnehmung des Einflusses eines Trends falsch ist;
…dass Sie Ihre Unternehmensstrategie auf den falschen Grundlagen errichtet haben oder;
…dass Sie eigentlich bisher gar keine Strategie hatten.
Basieren die Grundpfeiler Ihrer Strategie auf Produkten, Technologien oder technischen Verfahren, dann kann es durchaus sein, dass Ihnen ein Tech-Trend einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht. Baut Ihre Strategie aber ganz direkt auf den Bedürfnissen und Nutzenanforderungen Ihrer Kunden auf, so wird sie auch weiterhin Bestand haben. So kann es beispielsweise für einen Business-Softwareanbieter sein, dass er künftig seine Software (auch) in der Cloud im SaaS-Modell anbieten muss. Deswegen bleibt aber seine strategische Positionierung als «Problemlöser seiner speziellen Zielgruppe» aber unangetastet und damit der Kern seiner Strategie auch (vgl. dazu auch den Beitrag „Spezialitäten einer IT-KMU Strategie“).
Wie oft sollte Trend-Integration betrieben werden?
Mindestens einmal jährlich sollten Sie Ihre Unternehmensstrategie einer genauen Überprüfung unterziehen und anlässlich dieses Strategie-Reviews auch die strategische Relevanz neuer oder veränderter Tech-Trends prüfen. Dazu wurde die Strategie-Map für IT-Unternehmen entwickelt.
Sind Sie in Ihrem IT-Unternehmen sogar so weit, dass strategisches Denken und Handeln zum «Alltagsgeschäft» gehören, so werden Sie und Ihr Team intuitiv Tech-Trends erfassen, auf ihre Strategie-Relevanz prüfen und «spielerisch» in die Unternehmensstrategie mit einbauen.