Für ei­ne wirk­sa­me IT KMU Un­ter­neh­mens­stra­te­gie braucht es kla­re Un­ter­neh­mens­zie­le, nach de­nen die Stra­te­gie kon­se­quent aus­ge­rich­tet wer­den muss. Ich will in die­sem Bei­trag ei­ni­ge wich­ti­ge Din­ge über Un­ter­neh­mens­zie­le dar­le­gen, die Zie­le aber zu­erst in 4 Grup­pen un­ter­tei­len:

Zielesystem von Stefan Merath

  1. «Pro­ble­me lösen»-Ziele: Das Un­ter­neh­men kon­zen­triert sich auf das Ta­ges­ge­schäft, lebt im Au­gen­blick und geht op­por­tu­nis­tisch an die Din­ge her­an. Man setzt sich Zie­le, die die Lö­sung in­ter­ner Pro­ble­me (in­ter­ner Eng­päs­se) zum Ge­gen­stand ha­ben und hat pri­mär auf der Agen­da, dass «der Schmerz mög­lichst bald ab­neh­men soll». Sol­che Zie­le kön­nen sein: Mehr Um­satz ma­chen, mehr Li­qui­di­tät schaf­fen, ei­nen Kre­dit zu­rück­zah­len, ab­ge­sprun­ge­ne Kun­den wie­der­ge­win­nen, Qua­li­täts­pro­zes­se ein­zu­füh­ren, Ver­käu­fer zu hö­he­rer Ab­schluss­quo­te be­we­gen, usw. Die­se Zie­le sind im­mer rein nach innen-orientiert.

  2. «Tol­les Un­ter­neh­men schaffen»-Ziele: Es soll ein tol­les Un­ter­neh­men mit ho­hem An­se­hen, gros­sem Wert und Wich­tig­keit ge­schaf­fen wer­den. Im Ge­gen­satz zu den «Pro­blem lösen-Zielen» sind die­se Zie­le zu­kunfts­ori­en­tiert und po­si­tiv be­setzt. Sie sind aber im­mer noch weit­ge­hend nach innen-orientiert und kon­zen­trie­ren sich da­her pri­mär auf das Un­ter­neh­men selbst und dass es ihm gut ge­hen mö­ge. Sol­che Zie­le kön­nen sein: 25% Ebit er­wirt­schaf­ten, Um­satz um 15% er­hö­hen, 20% wach­sen, min­des­tens 10x pro Jahr in der Fach­zeit­schrift XY lo­bend er­wähnt wer­den, usw.

  3. «Kun­den weiterbringen»-Ziele: Das Un­ter­neh­men kon­zen­triert sich jetzt auf sei­ne Kun­den und an­de­ren An­spruchs­grup­pen (z.B. auch Mit­ar­bei­ter). Es setzt sich Zie­le, die die Kun­den in ih­rer Ent­wick­lung wei­ter­brin­gen und ih­nen hel­fen, selbst bes­ser und er­folg­rei­cher zu wer­den. Jetzt ver­las­sen die Zie­le die In­nen­sicht und ori­en­tie­ren sich nach aus­sen. Sol­che Zie­le kön­nen sein: Kun­den sol­len dank un­se­rer Leis­tung 10% we­ni­ger Kos­ten ha­ben, 25% mehr Um­satz ge­ne­rie­ren, ge­gen­über ih­rem Mit­be­wer­bern ei­nen kla­ren Wett­be­werbs­vor­teil er­lan­gen, un­se­re Mit­ar­bei­ter sol­len sich zu Top-Spezialisten in ih­rem Fach­ge­biet ent­wi­ckeln kön­nen, usw.

  4. «Die Welt retten»-Ziele: Die höchs­te Stu­fe er­langt man mit den Welt-Zielen. Es geht dar­um, die Welt (bzw. ei­nen Teil da­von) ein Stück bes­ser zu ma­chen bzw. sie zu «ret­ten». Glaub­haf­ten und für Mit­ar­bei­ter und Un­ter­neh­mer in­spi­rie­ren­den Welt-Zielen liegt meist ei­ne star­ke Vi­si­on des Un­ter­neh­mers zu­grun­de. Bei­spie­le sind et­wa Ste­ve Jobs, der den Men­schen mit sei­nen Pro­duk­ten ei­ne vor­her nie er­reich­te Leich­tig­keit in der Be­die­nung und Nut­zung von Tech­no­lo­gie er­mög­li­chen woll­te. Oder Gott­lieb Dutt­wei­ler, der al­len Men­schen den Zu­gang zu qua­li­ta­tiv gu­ten und be­zahl­ba­ren Le­bens­mit­tel er­mög­li­chen woll­te.

In der Pra­xis ist es na­tür­lich nicht so, dass ein Un­ter­neh­men bzw. ein Un­ter­neh­mer bloss Zie­le aus ei­ner der oben ge­nann­ten vier Ka­te­go­ri­en ver­folgt. Meis­tens ste­hen Zie­le aus ver­schie­de­nen Ka­te­go­ri­en auf der Agen­da. Ge­fähr­lich ist es je­doch, wenn ein Un­ter­neh­men ef­fek­tiv auf Stu­fe 1 ste­hen ge­blie­ben ist und sich nur noch mit der Lö­sung von Pro­ble­men und «Ka­ta­stro­phen» be­schäf­tigt, bzw. sich von Tag zu Tag durch­wurs­telt. Auch Un­ter­neh­men, wel­che ihr Ziel­sys­tem bloss bis Stu­fe 2 pfle­gen, wer­den lang­fris­tig Pro­ble­me be­kom­men. Sie kon­zen­trie­ren sich nur auf ih­ren ei­ge­nen Vor­teil und las­sen da­bei ih­re wich­tigs­te An­spruchs­grup­pe – näm­lich die Kun­den, die ih­re Rech­nun­gen be­zah­len – qua­si aus­ser Be­tracht. Die­se Un­ter­neh­men ha­ben lang­fris­tig kei­ne Über­le­bens­chan­ce.

Ein gu­tes, für Kun­den, Mit­ar­bei­ter und Un­ter­neh­mer in­spi­rie­ren­des und da­mit Mo­ti­va­ti­on schaf­fen­des Ziele­sys­tem, ent­hält min­des­tens Zie­le der 3. Ka­te­go­rie, idea­ler­wei­se auch ei­ne Vi­si­on zu­sam­men mit ei­nem gros­sen Welt-Ziel. Je spit­zer und kon­zen­trier­ter das Ziele­sys­tem auf die Kun­den, de­ren bren­nends­ten Eng­päs­se und da­hin­ter lie­gen­de kon­stan­te Grund­be­dürf­nis­se (sog. lö­sungs­in­va­ri­an­te Kun­den­pro­ble­me) aus­ge­rich­tet ist, des­to mehr En­er­gie wird frei ge­setzt und kann ge­nutzt wer­den. Al­le Be­tei­lig­ten wis­sen dann ge­nau, wo­für sie sich ein­set­zen, was der Sinn der Sa­che ist und wem, wo­mit ge­hol­fen wer­den soll. Die Um­set­zung ei­ner dar­auf ba­sie­ren­den Stra­te­gie wird da­mit un­gleich ein­fa­cher und lässt sich prä­gnant und punkt­ge­nau an al­le kom­mu­ni­zie­ren.

Es ist al­so von gros­ser Be­deu­tung, dass wir in un­se­rem Un­ter­neh­men klar de­fi­nier­te Zie­le aus al­len vier Ka­te­go­ri­en er­ar­bei­ten. Ers­tens, weil die­se Zie­le den not­wen­di­gen Rah­men für die von aus­sen kom­men­de Mo­ti­va­ti­on und In­spi­ra­ti­on un­se­rer un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit schaf­fen und zwei­tens, weil die ein­zel­nen Ziele­ka­te­go­ri­en auf­ein­an­der auf­bau­en. Da­mit wir mit un­se­rem Un­ter­neh­men «die Welt ver­bes­sern kön­nen», brau­chen wir zu­frie­de­ne Kun­den, ein gut funk­tio­nie­ren­des tol­les Un­ter­neh­men und wir müs­sen auch da­zu in der La­ge sein, un­se­re täg­li­chen Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen im Un­ter­neh­men zu meis­tern.

Zu­ge­ge­ben, es mag nicht im­mer ein­fach sein, ein Welt­ver­bes­se­rungs­ziel zu de­fi­nie­ren. Es wird meis­tens auch nicht auf An­hieb ge­lin­gen, sich ein sol­ches «aus den Fin­gern zu sau­gen». Wer sich aber über län­ge­re Zeit mit den Zie­len sei­nes Un­ter­neh­mens, mit dem Sinn sei­ner un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit und sei­ner Stra­te­gie in­ten­siv be­fasst, wird ei­nes Ta­ges wie von selbst fün­dig wer­den. Er wird se­hen, dass es sehr wohl mög­lich ist, mit sei­nem IT KMU ei­nen klei­nen Teil sei­ner Um­ge­bung – sprich Welt – ein we­nig bes­ser ma­chen zu kön­nen. Und, da fi­nan­zi­el­ler Er­folg ei­ne Fol­ge der rich­ti­gen Stra­te­gie ist, wird sich auch die­ser au­to­ma­tisch ein­stel­len.

(Das oben be­schrie­be­ne Ziele-System ist ei­ne Ent­wick­lung von UN­TER­NEH­MER­COACH STE­FAN ME­RATH).

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